Was hoch hinaus will muss tief wurzeln. In den letzten Jahren brach mir der Boden unter den Füßen weg – Stück für Stück – bis ich komplett den Halt verlor. Ich fühlte mich orientierungslos und verloren auf der Welt, entwurzelt.
Meine Familie war zerbrochen und ich hatte kein Zuhause mehr. Mein Herz war gebrochen und meine Karriere abgebrochen. Und so brach ich auf.
Als ich in Brasilien meinem Glück hinterherjagte oder vielmehr meinem Schmerz davonrannte, brach ich mir meine zwei Füße. Meine Wurzeln brachen entzwei. Sie waren ohnehin morsch und verkümmert. Sie konnten mir nicht den Halt geben, den ich brauchen würde, um über mich selbst hinauswachsen zu können. Sie zerbröselten und zerfielen und wurden zu Erde. Letztlich bereiteten sie den fruchtbaren Boden, in dem neue Wurzeln wachsen konnten.
In Peru ging ich “back to the roots”. Ich heilte die tiefsten Schichten meiner Kindheitstraumata und reparierte mein Wurzelchakra, meine energetische Wurzel.
Zurück in Deutschland grub ich mich erst einmal ein.
Mit meinen neuen Wurzeln schöpfte ich Kraft aus meiner Vergangenheit, um im Hier und Jetzt zu wachsen und in der Zukunft groß und stark zu werden.
Oft war ich ungeduldig und wollte endlich schon groß sein. Endlich raus in die weite Welt, mit meinen Ästen den Himmel berühren und Vögeln meine Hand reichen. Doch alles hat seine Zeit. Zunächst war ich eine Wurzel mit kleinen Sprösslingen, die gierig den Herbstregen tranken und sich der Sonne entgegen reckten. Zart, zerbrechlich aber fest entschlossen, weiter zu wachsen.
Viele Male war ich in Versuchung, einfach aufzugeben. Die große weite Welt machte mir Angst. Was, wenn ich es nicht schaffen würde? Was, wenn ich wieder zerbrechen würde? Was, wenn ich zerbrochen werden würde?
Ein Baum denkt so etwas nicht. Ein Mensch schon. Keine Pflanze und kein Tier zweifelt an sich selbst oder gibt einfach auf. Ich habe schon Bäume gesehen, die wurden vom Sturm umgehauen und lagen kopfüber im See. Trotzdem hatten sie Sprösslinge und grüne Zweige. Sie gaben sich selbst nicht auf. Das Leben in ihnen gab nicht auf.
Auch im Menschen gibt die Lebenskraft, die Seele, nicht einfach auf, auch wenn es uns manchmal so vorkommt. Wenn wir uns selbst aufgeben ist das unser Ego, die Illusion dessen, was wir sind. Und wenn das Ego aufgibt, dann ist das etwas Gutes. Auch wenn es sich – für das Ego – anfühlt wie das Ende der Welt. Je mehr vom Ego zurückweicht, desto mehr Raum hat die Seele für ihr Licht.
Also wenn du dich dabei ertappst, dass du aufgeben willst – dich selbst, deine Träume, deine Vision – dann wisse, es ist gut so. Lass das Ego aufgeben und mach trotzdem weiter. Wachse über dich selbst hinaus, furchtlos und zielstrebig, in der Gewissheit, dass das Leben dich nie aufgibt. Das Leben in dir findet seinen Weg. Es ist deine Bestimmung, dich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Die Stürme des Lebens lassen deine Wurzeln tiefer werden und tiefere Wurzeln ermöglichen es dir, noch höher hinaus zu wachsen.
Created with
HTML Creator